Allen
leitenden KrankenhausärztInnen ist klar, dass die zukünftigen
Herausforderungen an die Medizin gewaltig sein werden. Dazu gehört,
dass wir auch in Zukunft Spitzenmedizin in unserem Bundesland - gemeinsam
mit unseren Teams - sicherstellen wollen und müssen. Dies war zweifellos
auch ein Ziel in der Vergangenheit. In der Gegenwart und Zukunft wird
sich die Erreichung dieses Zieles jedoch mit Sicherheit nicht einfacher
gestalten. Die in Kärnten bevorstehende große Pensionierungswelle
wird den workload in unseren Spitälern erhöhen. Aus mehreren
Gründen trifft uns dies besonders. Die Personalacquise ist ungemein
schwieriger geworden.
Weiters bringen jüngere Generationen
an ÄrztInnen oft einen anderen Fokus in Bezug auf Beruf, Freizeit
und Zeitvorstellungen mit. Sie bringen aber auch neue und andere Qualitäten
in unseren Alltag. Dennoch existieren unterschiedliche Generationen mit
unterschiedlichen Wertvorstellungen parallel in unseren Krankenhäusern.
Daraus eine Stärke zu generieren und unterschiedliche Karrieremodelle
und Arbeitszeitmodelle zu realisieren wird eine Herausforderung sein,
die in traditionellen Krankenhausstrukturen nicht immer leicht umsetzbar
sein wird. Die Probleme an den Generationen Y und Z festzumachen, greift
jedoch sicher zu kurz.
Da über 54 Prozent
der StudienanfängerInnen weiblich sind, wird dies in zukünftigen
Arbeitszeitmodellen zu berücksichtigen sein. Personalmanagement wird
aufgrund von spezifischen Prioritäten weiblicher Arbeitnehmer besonders
Rücksicht auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf nehmen müssen.
Auch die Ausbildung in den Krankenhäusern muss mit anderen Zeit-
und Personalressourcen in den Vordergrund gerückt werden. Diese Ressourcen
sind schwieriger bereitzustellen, wenn administrative und strukturelle
Herausforderungen wachsen. Zu letzteren gehört sicher die Schwierigkeit
der Abstimmung mit dem niedergelassenen Bereich – in den ambulanten
Strukturen unserer Häuser ist der steigende Aufwand an PatientInnen,
die nicht nur mit ‚Spezialproblemen‘ kommen, sehr deutlich
spürbar.
Eine Sorge für die Zukunft stellt auch die Wettbewerbsfähigkeit
unseres Bundeslandes dar. Ohne klassische große Ballungsräume
ist die Zahl potentieller Bewerber geringer und die ohnehin geringe Mobilitätsbereitschaft
macht bei der geringeren Zahl an Krankenhausabteilungen im Vergleich zu
anderen Bundesländern einen Wechsel schwieriger. Die Attraktivierung
unserer Standorte sollte bereits bei den Famulaturen beginnen - hier befinden
wir uns in unmittelbarer Konkurrenz mit allen Bundesländern und dem
benachbarten Ausland: hier werden oft deutlich attraktivere Modelle gefunden.
Die Problematik der Attraktivität gilt auch mehr für die Rekrutierbarkeit
von Führungskräften. Selbst in den größeren Ballungsräumen
im In- und Ausland wird dies in der Zukunft schwieriger sein - die Positionen
in unserem Bundesland ausreichend attraktiv zu gestalten, wird nötig
sein, um auch pro futuro hochqualifizierte KollegInnen nach Kärnten
zu bringen.
Wir stehen allen MitarbeiterInnen in unseren Häusern, der
Politik und allen Entscheidungsträgern gerne weiterhin als Partner
für die Diskussion der Zukunft der medizinischen Versorgung in Kärnten
zur Verfügung.
Univ.-Prof. Prim. Dr. Robert Birnbacher